Einführung und Struktur des Toolkits


Kontext

Lieferketten sind nach wie vor einer der wichtigsten Hebel für Unternehmen, positive Auswirkungen in der Welt zu erzielen, auch da jährlich schätzungsweise 80 Prozent des Welthandels über sie abgewickelt werden. Unternehmen, die sich verpflichten, die Arbeitsbedingungen in ihren Lieferketten zu verbessern, können das Leben vieler Menschen — oft derjenigen, die am meisten von einer nachhaltigen Entwicklung profitieren würden — erheblich verbessern und Millionen von Menschen aus der Armut helfen. Beschaffungsverantwortliche sind Schlüsselakteure in diesem Prozess und können, in Kooperation mit ihren Zulieferbetrieben, als einflussreiche Akteure für Wandel fungieren, um diese positiven Auswirkungen Wirklichkeit werden zu lassen.

Mithilfe dieses Toolkits können Unternehmen und insbesondere Einkäufer*innen Maßnahmen für die Erreichung des Nachhaltigkeitsziels 8: Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum ergreifen, das wiederum auch die Erreichung anderer Sustainable Development Goals (SDGs) unterstützen kann. Sie können zudem andere — Lieferanten wie Geschäftspartner — inspirieren und dabei unterstützen Maßnahmen zur Verbesserung menschenwürdiger Arbeitsbedingungen zu ergreifen.1

Die Gewährleistung und Unterstützung menschenwürdiger Arbeit ist Teil der Verantwortung der Unternehmen, Menschen- und Arbeitsrechte in ihren Geschäftstätigkeiten und -beziehungen zu respektieren.2 Diese Verantwortung erfordert von den Unternehmen, angemessene Sorgfaltsprozesse umzusetzen, und tatsächliche und potenzielle negative Auswirkungen auf international anerkannte Menschenrechte zu ermitteln, sie zu vermeiden, abzuschwächen und Rechenschaft darüber abzulegen, wie sie mit ihnen umgehen.3

Es kann rechtliche, finanzielle und rufschädigende Folgen haben, wenn Unternehmen ihrer Verantwortung nicht nachkommen. Ein solches Versäumnis kann es Unternehmen auch schwerer machen, Mitarbeitende zu gewinnen und an sich zu binden sowie Genehmigungen, Investitionen, neue Projektmöglichkeiten oder ähnliche Vorteile zu erhalten, die für eine erfolgreiche, nachhaltige Geschäftstätigkeit unerlässlich sind. Wo also von einem Unternehmen ein Risiko für die Menschenrechte ausgeht, stellt dies zunehmend auch ein Risiko für die eigenen, langfristigen Interessen des Unternehmens dar.

Über die Decent Work in Global Supply Chains Action Platform des UN Global Compact

Dieses Toolkit wurde von der Decent Work in Global Supply Chains Action Platform des UN Global Compact entwickelt, die sich aus Mitgliedsunternehmen und UN Institutionen, nämlich der International Labour Organisation (ILO) und UNICEF, zusammensetzt. Die Action Platform bildet einen Zusammenschluss von Unternehmen, die sich zur Achtung der Menschen- und Arbeitsrechte bekennen, indem sie sich wirksam in ihren Lieferketten einsetzen und kollektive Maßnahmen ergreifen, um Defizite bei menschenwürdiger Arbeit anzugehen. Für weitere Informationen und eine Liste der teilnehmenden Unternehmen besuchen Sie bitte die Website des UN Global Compact zu Decent Work in Global Supply Chains website.

Über den United Nations Global Compact

Als Sonderinitiaitve des UN-Generalsekretärs arbeitet der Global Compact der Vereinten Nationen mit Unternehmen zusammen, um ihre Aktivitäten und Strategien an zehn universellen Prinzipien in den Bereichen Menschenrechte, Arbeitsnormen, Umwelt und Korruptionsprävention auszurichten. Seit seiner Gründung im Jahr 2000 leitet und unterstützt der UN Global Compact Unternehmen weltweit bei der Förderung der UN-Ziele und Werte durch verantwortungsvolle Unternehmenspraktiken. Mit über 10.000 Unternehmen und 3.000 non-business-Unterzeichnern aus mehr also 160 Ländern und mehr als 60 lokalen Netzwerken ist der UN Global Compact die weltweit größte Nachhaltigkeitsinitiative für Unternehmen.

Für weitere Informationen, folgen Sie @globalcompact in den sozialen Medien und besuchen Sie unsere Website unglobalcompact.org.

Zweck und Ansatz

Das Ziel dieses Toolkits ist, sowohl Einkäufer*innen als auch Lieferanten zu helfen, einen Dialog zu beginnen oder zu vertiefen, um Lücken in Bezug auf menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu ermitteln und zu beheben. Es kann auch nützlich für die Zusammenarbeit mit wichtigen Interessengruppen sein, darunter Arbeitnehmer*innen und/oder ihre Vertreter*innen sowie Regierungen.4

Es vereint eine Reihe praktischer Tools, die darauf ausgerichtet sind:

  • Das Verständnis über menschenwürdige Arbeit und ihre Bedeutung in Einkaufsteams zu vertiefen
  • Einen Dialog zu unterstützen, der Zulieferbetriebe miteinbezieht, ermutigt und befähigt, sich mit den SDGs auseinanderzusetzen und sich für menschenwürdige Arbeit einzusetzen
  • Menschenwürdige Arbeit in Unternehmensprozesse und -systeme einzubetten
  • Beispiele guter Praxis von Unternehmen und Lieferanten, die Maßnahmen für menschenwürdige Arbeit ergreifen, bereitzustellen

An wen richtet sich dieses Toolkit?

Die Zielgruppen und Zwecke dieses Toolkits sind hauptsächlich:

  • Nachhaltigkeits- und CSR-Teams; um das gemeinsame Engagement mit dem Einkauf für bessere Arbeitsbedingungen in globalen Lieferketten zu stärken
  • Fachleute für Beschaffung und Unternehmensverantwortung; um die Sensibilisierung ihrer Lieferanten zum Thema menschenwürdige Arbeit zu unterstützen
  • Lieferanten; um die Erwartungen von Einkäufer*innen im Zusammenhang mit menschenwürdiger Arbeit besser zu verstehen und ihnen in der Kommunikation mit Einkäufer*innen zu Auswirkungen von Einkaufspraktiken auf menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu helfen

Das Toolkit kann auch allen Mitarbeitenden, die an Entscheidungsprozessen des Unternehmens beteiligt sind (einschließlich der Verantwortlichen für finanzielle und Budgetentscheidungen), eine Orientierungshilfe bieten, um den CSR- und nachhaltigen Beschaffungsansatz des Unternehmens besser zu verstehen.

Wie kann das Toolkit genutzt werden?

Dieses Toolkit enthält Hilfestellungen, die von Einkäufer*innen direkt genutzt werden können, um ihre Arbeit mit Zulieferbetrieben zu menschenwürdiger Arbeit zu unterstützen. Es enthält auch Tools zur Unterstützung bei der Einbettung von Belangen menschenwürdiger Arbeit in die Einkaufspraktiken und eine Reihe von Fallstudien, die praktische Beispiele dafür liefern, wie Einkäufer*innen und Lieferanten gemeinsam konkrete Aspekte menschenwürdiger Arbeit in Lieferketten angegangen sind.

Dieses Toolkit kann in das Onboarding-Paket für neue Beschaffungsmitarbeiter*innen in Ihrem Unternehmen aufgenommen werden, möglicherweise auch mit spezifisch angepassten Informationen, die für Ihr eigenes Unternehmen relevant sind.

Was ist besonders an diesem Ansatz?

Dieses Toolkit konzentriert sich auf die Generierung positiver Beziehungen zwischen Lieferanten und Einkäufer*innen auf der Grundlage von Offenheit, Vertrauen und Transparenz, die alle notwendig sind, um die Arbeitsbedingungen in Lieferketten zu verbessern.

Es bietet Unternehmen, Beschaffungsexpert*innen und Lieferanten eine einzigartige Gelegenheit, ein gemeinsames Verständnis darüber zu entwickeln, wie menschenwürdige Arbeit durch Einkaufsentscheidungen gefördert werden kann, und die Bemühungen zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Arbeiter*innen in globalen Lieferketten verstärkt werden können.

Über die deutsche Version des Toolkits

Die deutsche Version dieses Toolkits wurde von der Stiftung Deutsches Global Compact Netzwerk, einem Organ des Deutschen Global Compact Netzwerks (DGCN), finanziert. Das DGCN ist der Zusammenschluss der rund 600 deutschen Unterzeichnenden des UN Global Compact. Im Netzwerk können sie sich über alle Themen der unternehmerischen Verantwortung informieren und gemeinsam an praxisnahen Lösungen arbeiten. Das DGCN bietet diverse Unterstützungsangebote in den Themenbereichen Menschenrechte, Umwelt, Anti-Korruption und SDGs an. Um mehr zu erfahren, besuchen Sie die Seite des DGCN: [globalcompact.de] (https://www.globalcompact.de/)


Verweise
  1. Die SDGs wurden von allen Ländern angenommen. Sie definieren globale Prioritäten und Bestrebungen, um bis 2030 eine nachhaltige Entwicklung zu erreichen, und zielen darauf ab, die Bemühungen aller Akteure für eine gemeinsame Reihe von Zielen und Vorgaben zu mobilisieren. Die SDGs sind ein Aufruf zu weltweiten Maßnahmen zur Beendigung der Armut und zur Schaffung eines Lebens in Würde mit Chancen für alle, unter Achtung der Grenzen unseres Planeten. Weitere Informationen finden Sie im [SDG-Compass - The Guide for business action on the SDGs] (https://www.unglobalcompact.org/docs/issues_doc/development/SDGCompass.pdf). 

  2. UN Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrchte und OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen 

  3. Zu diesen international anerkannten Menschenrechten gehören die in der Internationale Menschenrechtscharta festgeschriebenen Rechte und die in der Erklärung der ILO über grundlegende Prinzipien und Rechte bei der Arbeit dargelegten Prinzipien (Erklärung der ILO über grundlegende Prinzipien und Rechte bei der Arbeit, FPRW). 

  4. Weitere Informationen über Einkaufspraktiken und Arbeitsbedingungen in globalen Lieferketten finden Sie im ILO Global Survey